„Zum Tee bei Sabine“, BOSCO Gauting, 18. Januar 2015, 17 Uhr

Nach(t)kritik von Thomas Lochte, 18.01.2015

Zum Tee bei Sabine: Rebecca Rust & Friedrich Edelmann

Dass Sabine Zaplins Gäste zum ersten Tee-Gespräch 2015 eine original japanische Tee-Kanne mitgebracht hatten, war alles andere als Zufall: Die Cellistin Rebecca Rust (der Name der gebürtigen Kalifornierin ist wie “Rast” auszusprechen) und ihr Gatte Friedrich Edelmann (Fagott) hatten vor etwa 15 Jahren das einzigartige Vergnügen, beim japanischen Kaiser-Paar zum Tee eingeladen zu sein. Man war zu viert, war in langen Gängen unterwegs, ohne Palast-Bedienstete, holte später noch zwei Freunde hinzu, die diese Einladung vermittelt hatten, berichtet Friedrich Edelmann von jener denkwürdigen Begegnung, bei der man “keine Fragen stellen und nichts Negatives sagen durfte”, wie er sich erinnert. Damit jene bizarre Tee-Runde überhaupt zu Stande kam, hatten “gleich mehrere Wunder zusammenkommen müssen”, so der gebürtige Kaiserslauterner, der trotz solcher “kaiserlichen” Weihen wohltuend geerdet geblieben ist. Die Affinität zu Japan (und letztlich auch die Einladung zu Akithito und Michiko) verdankte Edelmann etlichen Reisen seit 1981, als er etwa mit dem Bach-Orchester unter Karl Richter und später Konzerttourneen mit Sergiu Celibidache und Carlos Kleiber (Bayerisches Staatsorchester) begleitete. Sogar die eigens zur Hochzeit des Kaiser-Paars von einem Stuttgarter geschaffene Komposition “Tanz des großen Friedens” durfte er gemeinsam mit seiner Frau Rebecca Rust überbringen: “Für die Japaner ist westliche Klassik, zum Beispiel Dvoraks ´Aus der neuen Welt´, manchmal wie eine Offenbarung,” sagt Edelmann, und Rebecca Rust vermutet: “vielleicht liegt das daran, dass ihre eigene noch nicht so entwickelt wurde und sehr nah am Volkslied ist.” Doch auch Parallelen zwischen altjapanischen Klängen und altgriechischen Klangmotiven seien bereits aufgetaucht: “Das soll vor langer Zeit von Indien/China aus in verschiedene Richtungen gegangen sein”, weiß Edelmann.
Der eigene musikalische Werdegang des Ehepaars führte sie einst in New York zusammen, als der Mathematikstudent und die Cellistin im Weltjugendorchester “Jeunesses Musicales” aufeinander trafen – “sie hatte damals schon mehrere Meisterklassen absolviert “und konnte schon etwas, spielte dort vor. Ich kam dazu, weil sie für ´Sacre du Printemps´ noch zwei Solokontrafagottisten brauchten”, sagt Edelmann in aller Bescheidenheit. Aus der ersten Begegnung erwuchsen regelmäßige Besuche diesseits und jenseits des Atlantik, und eine solche Zuneigung, dass Rebecca bei einem Europa-Trip eines Tages ihren Eltern schrieb: “Schickt Winterkleidung!” Sie wollte damals länger bleiben. Aus der Fernbeziehung wurde ein “Ehepaar und ein Berufsteam”, wie Gastgeberin Sabine Zaplin konstatierte – erst ging man mit Orchestern auf Konzertreisen (nach Japan zuletzt im Sommer 2011, also nach der Fukushima-Reaktor-Katastrophe), später auch als Duo Cello/Fagott und unter eigenem Management: Diese seit nunmehr 30 Jahren bestehende Harmonie immer wieder zu finden, menschlich und zwischen den beiden Bassinstrumenten, das sei fraglos auch viel Arbeit, bestätigen beide: “Du bist zu tief!” – “Und du kannst nicht zählen!” würde so ein – letztlich konstruktiver – Arbeitsdialog ungefähr lauten. Rebecca scherzt: “Eigentlich hätte ich einen Pianisten heiraten wollen oder einen Geiger – wäre einfacher gewesen.” Ja, vielleicht für das Organisieren “populärer” Instrumente-Kombinationen, denn Cello/Fagott ist eher etwas Ausgefallenes für Feinschmecker, mit nicht so rasend viel Kompositions-“Literatur”. Gleichwohl sind die seit 15 Jahren in Gauting lebenden Musiker mit zwei verschiedenen Programmen auf Tour und recht gut beschäftigt, bis ins Jahr 2016, wenn eine Südamerika-Tour ansteht. “Man braucht manchmal einen langen Atem und mehrere Anläufe, bis etwas klappt”, weiß Edelmann zu erzählen. Über Kaiserslautern und die Philharmoniker führte ihn der Weg einst nach München, das Paar wohnte 20 Jahre in Starnberg, bis dem Vermieter das unerlässliche Üben der Musiker missfiel – wohl ein permanentes Berufsrisiko. Am 10. Mai um 19 Uhr werden die beiden Globetrotter wieder einmal “in der Nähe gastieren”: Beim Haderner Kulturkreis im Theatersaal Neufriedenheim, Motto “Salut d´amour“. “Ein romantisches Frühlingskonzert”, sagt Rebecca Rust, die in der Musik selbst ihr “Auftanken” findet, und Edelmann ergänzt: “Es macht viel mehr Spaß, vor Leuten zu spielen, die die Nasen nicht so hoch tragen.”